Der Rolandpreis für Kunst im öffentlichen Raum 1990 geht an Jochen Gerz, der 1940 in Berlin geboren wurde und in Paris lebt.
»Die Jury hat ihn für das mit seiner Frau Esther Gerz erarbeitete ‚Harburger Mahnmal gegen Faschismus, Krieg, Gewalt Das Mahnmal ist eine 12m hohe, bleiummantelte Säule, auf der sich die Passanten mit Hilfe von vier Stahlstiften verewigen können. In dem Maße, in dem die Zahl der Unterschriften wächst, soll die Säule ’, das 1986 entstanden ist, ausgezeichnet. Das Mahnmal ist eine 12m hohe, bleiummantelte Säule, auf der sich die Passanten mit Hilfe von vier Stahlstiften verewigen können. In dem Maße, in dem die Zahl der Unterschriften wächst, soll die Säule abgesenkt werden, bis sie schließlich im Erdboden verschwunden ist; denn, so die Schlussfolgerung des künstlerischen Konzepts, ‚nichts kann auf Dauer an unserer Stelle sich gegen das Unrecht erheben’.
Die Jury ehrt mit dieser Arbeit ein originäres Projekt für Kunst im öffentlichen Raum, das im Reflex auf das klassische Mahnmal dessen Fragwürdigkeit heute aufzeigt, das sich nicht ästhetisch in seine Umgebung integrieren und somit das Erinnern in einem formalen Akt aufheben will, sondern Mahnung und Erinnerung als einen sozialen Prozess versteht.
Je mehr sich daran beteiligen, umso obsoleter wird das Mahnmal selbst. Es muss schließlich verschwinden. Die Jury sieht diese erste Arbeit, die Jochen Gerz zusammen mit seiner Frau im öffentlichen Raum gemacht hat, in einem engen Zusammenhang mit der Thematik seiner ganzen Arbeit und in konsequenter Fortsetzung von Installationen wie z.B. ‚Exit/Materialien zum Dachau-Projekt’ von 1987. Es geht um Erinnerungsarbeit, die von dem täglichen Bild- und Sprachausstoß der Medien verhindert und zugeschüttet wird.
Jochen Gerz versucht mit seiner Kunst gegen die tägliche Kulturarbeit des Ausgrenzens und Auslöschens anzuarbeiten, gegen eine Vorstellung von Kultur, die ihre Leistungen nur an ihren Images und Ideologien misst.«
(Begründung des Preisgerichts, 1990)
Er verwirklichte das Projekt 1990 – 1995
»Die Bremer Befragung – SINE SOMNO NIHIL«